Bach-Portrait

 

Bachs Unterschrift

 

1685-1750

 

1685

JSB wird am 21. März* als sechster Sohn, achtes und jüngstes Kind des Hof- und Stadtmusikus Johann Ambrosius Bach und seiner Frau Elisabeth, geb. Lämmerhirt, in Eisenach** geboren, einer Stadt in Thüringen mit etwa sechstausend Einwohnern und Residenz des Herzogs Johann Georg.

*Johann Sebastian Bachs Geburtsdatum nach dem damals gebräuchlichen julianischen Kalender. Wir benutzen seit 1700 den gregorianischen Kalender, und nach Umrechnung war Bachs Geburtstag der 31. März 1685.

**Die farbig markierten Städte finden sich auf der zeitgenössischen Deutschland-Karte oder auf der in gelb eingezeichneten Karte von Sachsen und Thüringen. In Klammern steht der Name, wie er auf der Übersichtskarte erscheint.

Im gleichen Jahr kommen auf die Welt: Domenico Scarlatti in Neapel und Georg Friedrich Händel in Halle, einer Stadt etwa 120 km nordöstlich von Eisenach. Schon früh unterrichtet der Vater den kleinen Johann Sebastian auf Geige und Bratsche.

Zeitgenössische Karte von Deutschland
Deutschland zur Zeit Bachs

 

Zeitgenössische Karte von  Sachsen
Thüringen und Sachsen zur Zeit Bachs

1693-95

Schuljahre in Eisenach. Die Hauptfächer auf dem Lehrplan sind Deutsch und Latein; Bibel und Katechismus werden in beiden Sprachen gelesen. JSB ist zunächst kein besonders guter Schüler und fehlt oft. Wie seine Schulkameraden verdient er sich ein Taschengeld als Kurrende-Sänger.

1694

Am 3. Mai stirbt die Mutter im Alter von nur 50 Jahren. Im November heiratet der Vater die zweifach verwitwete Barbara Margaretha Keul.

1695

Nach kaum dreimonatiger Ehe verstirbt der Vater am 20. Februar, auch er erst in seinem fünfzigsten Lebensjahr. JSB, noch nicht 10 Jahre alt, und sein um drei Jahre älterer Bruder Johann Jacob ziehen nach Ohrdruf, wo Johann Christoph eine nicht besonders gut bezahlte Stelle als Organist der Michaeliskirche hat. Der älteste Bruder ist zudem noch frisch verheiratet und seine junge Frau ist schwanger. Beim berühmten Johann Pachelbel hat er studiert, in Erfurt, und jetzt gibt er seinem kleinen Bruder richtigen Orgelunterricht. JSB ist eifrig dabei und und kommt schnell vorwärts. Nachts, bei Mondschein, kopiert er heimlich aus der kostbaren Sammlung Johann Christophs die Werke der grossen zeitgenössischen Komponisten wie, u. a., von Dietrich Buxtehude, Johann Pachelbel und Georg Böhm; bald spielt er selbst die schwierigsten Stücke mit Bravour.

Ohrdruf hat ein sehr gutes Lyzeum, in dem strenge Disziplin waltet. JSB ist jetzt ein hervorragender Schüler in allen Fächern, auch in evangelischer Theologie, Mathematik und Griechisch. Auf die Empfehlung einer seiner Lehrer bekommt er eine Freistelle mit Stipendium am exklusiven Internat des Michaelisklosters in Lüneburg (Lunenburg).

1700

JS singt im Mettenchor der Schule während der Gottesdienste und bei allen möglichen städtischen und privaten Veranstaltungen, um sich ein bisschen Geld zu verdienen. Er kommt bald in den Stimmbruch, aber dann kommt eben sein Talent mit Streichinstrumenten zur Geltung.

Der Ausdruck Mettenchor kommt von lat. mittere, schicken, und bezieht sich auf die Entlassung der Gläubigen am Ende des Gottesdienstes.

 

1701

Während der Sommerferien wandert JSB mit einem Freund die 50 km nach Hamburg, um den Meister der Orgelimprovisation, Johann Adam Reinken, zu hören.

Auch nach Celle (Zell) kommt er öfters, immerhin eine Wanderung von zwei Tagen, und da hört er die Hofkapelle des Herzogs Georg Wilhelm »im französischen Stil« spielen.

JS Bachs erste Kompositionen stammen aus Lüneburg oder datieren vielleicht sogar noch aus der Zeit bei seinem Bruder in Ohrdruf. Seine Vorliebe für die Fuge ist schon klar zu ersehen, in seinen geschriebenen Werken wie im Orgelspiel (z. B. BWV 898, 909, 946, 950).

BWV: Schmieders Bach-Werke-Verzeichnis, 2. Auflage, 1990

 

1702

Zu Ostern verlässt er die Schule mit dem Abitur, der Bestätigung der Universitätsreife.

 

1703

Ab März ist JSB in Weimar (Weimer), angestellt als Geiger im Hoforchester des Herzogs Johann Ernst von Sachsen-Weimar. Im Juli wird er eingeladen, die neue Orgel der Neuen Kirche in Arnstadt zu prüfen, und dieser Auftrag zeugt davon, dass er mit seinen 18 Jahren schon weithin als fähiger Musiker bekannt ist. Er spielt die Orgel zum Gottesdienst am Sonntag, den 5. August, mit solch Stil, Ausdruck und Virtuosität, dass ihn der Kirchenrat schon am darauffolgenden Donnerstag zum Organisten bestellt.

Zunächst hat JSB Zeit, sich in der neuen Stelle ganz der Orgel zu widmen; überhaupt sind fast alle seine Arnstädter Werke für Orgel oder Cembalo geschrieben. Zum Abschied von seinem Bruder Johann Jakob, der als Oboist in den Dienst des Schwedenkönigs Karl XII tritt, komponiert er ein Capriccio in sechs Sätzen (BWV 992).

 

1705

Obwohl der Kirchenrat JSB schon mehrere Male zitiert hat, wird ihm ein Urlaub von vier Wochen gewährt, die er benutzen möchte, um Dietrich Buxtehude in Lübeck (Lubeck), seinerzeit einer der berühmtesten Organisten, zu »behorchen«. Er macht sich im Oktober zu Fuss auf den 400 km langen Weg, bleibt aber dann ganze vier Monate weg, ohne die Erlaubnis des Rats eingeholt zu haben, sogar ohne Nachricht zu geben.  

1706

Erst gegen Ende Januar erscheint JSB wieder in Arnstadt und wird dann auch gleich im Februar vor den Kirchenrat geladen: man wirft ihm seine lange unerlaubte Abwesenheit vor und wiederholt auch, dass er die Gemeinde mit »wunderlichen variationes« und »frembden Tönen« in seinem Orgelschlagen »confundiret« habe. Bach beschwert sich über die viele Arbeit, besonders über die Chorproben mit einer Schar von unbändigen Gymnasiasten. Er wolle aber gerne seine Aufgaben voll erfüllen, wenn nur der Rat einen director musices anstellen möchte, um ihn zu entlasten.

Gegen Ende des Jahres wird er wiederum vor den Kirchenrat bestellt, der die mehr oder weniger gleichen Vorwürfe gegen ihn erhebt. JSB erwidert, sich eine Stellungnahme erst gut überlegen zu wollen. Er zeigt diese Gleichgültigkeit wohl, weil er die Stelle in Arnstadt aufgeben will, wo man ständig etwas an seiner Kirchenmusik auszusetzen hat.

Praeludium und Fuge in C-Dur (BWV 531) und das nächste Paar, in e-Moll (BWV 533) stammen wahrscheinlich aus der Zeit in Arnstadt, obwohl man kaum glauben kann, dass diese mächtigen Werke von einem Zwanzigjährigen geschrieben wurden.
 

1707

Am Ostersonntag erstaunt JSB die Gemeinde der Kirche Divi Blasii in der freien Reichsstadt Mühlhausen (Muhlhausen), 60 km nordwestlich von Arnstadt, mit seinem virtuosen Orgelspiel. Im Juni wird er angestellt und soll seinen Dienst im Oktober antreten.

Am 17. Oktober heiratet Johann Sebastian Bach seine Cousine Maria Barbara Bach, eine vorzügliche Sängerin, im Dorf Dornheim bei Arnstadt.

 

1708

JSB komponiert die Ratswechselkantate (BWV 71) für die erste Sitzung des neu gewählten Stadtrats von Mühlhausen. Das Stück gefällt so gut, dass die Stadt es drucken lässt.

JSB kündigt schon im Juni wieder und gibt als Gründe den schlechten Zustand der Orgel in Divi Blasii, dass er nur »nothdürftig« von seinem Gehalt leben könne, und schliesslich, dass er schon eine Bestallung als Organist am Hofe von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar, in Weimar, erhalten habe.

Die Familie Bach zieht im Juli nach Weimar.

Die Bürger Weimars sind kultiviert, kennen und schätzen gute Musik und sind vor allem nicht ewig, wie die Mühlhausener, um theologische Spitzfindigkeiten zerstritten. Der Herzog ist ein frommer und strikter Regent und erfreut sich eines nicht recht verdienten Rufes als Gönner der Künste; immerhin gibt er JSB mehrere Gehaltserhöhungen.

Neben seinen vielfältigen Aufgaben findet JSB genügend Zeit, sakrale Musik zu komponieren: in seinen neun Jahren in Weimar schreibt er mehr als ein Dutzend, vielleicht sogar zwanzig, Kirchenkantaten, beginnt eine Sammlung von Kirchenliedern für die Orgel (das Orgelbüchlein, BWV 599-644, wahrscheinlich in Köthen, seiner nächsten Stelle, vollendet), und noch eine ganze Reihe von Werken weltlicher Musik.

Im Dezember kommt Maria Barbaras und Johann Sebastians erstes Kind zur Welt, die Tochter Catharina Dorothea.

 

1709

JSB wird eingeladen, die neu reparierte und verbesserte Orgel in Mühlhausens Divi Blasii zu begutachten, deren Zustand einer der Gründe für seine Kündigung im Vorjahr gewesen war.  

1710

Wilhelm Friedemann, MBs und JSs erster Sohn, wird im November geboren.  

1713

JSB bewirbt sich um die Stelle als Organist an der Liebfraukirche in Halle, tritt dann die Stelle aber nicht an.  

1714

Möglicherweise als Folge von JSBs Bemühungen, von Weimar wegzugehen, wird er vom Herzog zum Konzertmeister (mit kräftiger Gehaltserhöhung) befördert.

Georg Philipp Telemann, Kapellmeister am Hof des Prinzen von Bayreuth, steht Pate bei der Taufe von MBs und JSs zweitem Sohn, Carl Philipp Emanuel.

 

1715

Geburt des dritten Sohns und vierten Kindes, Johann Gottfried Bernhard. Bach-Portrait, 1715

1717

Im August wird JSB zum Kapellmeister in Köthen ernannt, einer kleinen Residenzstadt etwa 100 km nordöstlich von Weimar, am Hof von Prinz Leopold von Anhalt-Köthen. Als er bei Herzog Wilhelm Ernst um Entlassung eingibt, wird er wegen »seiner halsstarrigen Bezeugung von zu erzwingender Dimission« verhaftet und verbringt fast einen Monat im Gefängnis.

Die Jahre in Köthen, von 1717 bis 1723, sind äusserst produktiv. JSB wird vom Prinzen respektiert und kümmert sich bei Hof um alles, was Musik angeht. Er leitet ein Orchester von siebzehn erfahrenen Musikern und erhält von allen Angestellten des Prinzen das zweithöchste Gehalt. Hier schreibt er hauptsächlich Profanmusik, darunter einige seiner bestbekannten Kompositionen. Seine Inventionen (BWV 772-801) sollen dem angehenden Pianisten zeigen, wie die einzelnen Stimmen einer Komposition miteinander verwoben sind, und wie er sie cantabile »singen« soll. Der erste Teil des Wohltemperierten Clavirs (BWV 846-869) ist eine Serie von 24 Präludien und Fugen, ein Führer durch alle Dur- und Moll-Tonarten auf einem gutgestimmten Klavier.

Die sechs Brandenburgischen Konzerte (BWV 1046-1051) sind dem Markgraf von Brandenburg gewidmet, der sie aber anscheinend nicht spielen lässt. Die drei wunderschönen Violinkonzerte (BWV 1041, 1042, 1043) geben uns einen Eindruck von Bachs Reichtum an Ideen und dem Ausmass seines Schaffens in der günstigen Atmosphäre am Hof zu Köthen.

1720

Das erste von drei Klavierbüchlein (BWV 924-932) ist eine Sammlung von JSBs eigenen kurzen Stücken zur Übung für seinen Sohn Wilhelm Friedemann, aber es enthält auch Werke anderer Komponisten wie Telemann.

JSs geliebte Ehefrau Maria Barbara stirbt im Juli, im Alter von nur 36 Jahren. 

 

1721

Im Dezember heiratet JBS die 20 Jahre alte Anna Magdalena Wilcken, wie auch Maria Barbara eine hervorragende Sängerin.  

1722

Gegen Ende des Jahres bewirbt sich JS um die Stelle als Kantor und director musices an der Thomaskirche in Leipzig (Leypzig), damals schon eine grosse Handelsstadt mit etwa 30000 Einwohnern und einer florierenden Universität, und ein angesehenes Zentrum moderner Literatur und Musik. Das Kantorat war nach dem Tod des gefeierten Johann Kuhnau frei geworden. Die Stadt bevorzugt eigentlich Georg Philipp Telemann, zu dieser Zeit Musikdirektor der Freien Stadt Hamburg, aber der lehnt das Leipziger Angebot ab, nachdem sein Gehalt in Hamburg erhöht wird. Bach-Portrait, 1722

1723

JSB wird im April vom Rat der Stadt Leipzig zum Thomaskantor gewählt, obwohl er als einziger der vier Kandidaten keine akademische Ausbildung hat. Seine Pflichten und Aufgaben sind zunächst der Musikunterricht (aber auch Latein in den unteren Klassen) an der berühmten Thomasschule, dann die Leitung des Thomanerchors und des Stadtorchesters, dessen Mitglieder teils Berufsmusiker, teils Studenten seiner Schule oder der Universität sind; schliesslich soll er die Musik zum Gottesdienst abwechselnd in den beiden wichtigsten evangelisch-lutherischen Kirchen Leipzigs darbieten, nämlich in der Thomaskirche und der Nicolai-Kirche. Neue sakrale Kompositionen werden von ihm erwartet, die jedoch nicht zu theatralisch sein dürfen, sondern die Andacht der Gemeinde fördern sollen. JS bestätigt diese Verpflichtungen und verspricht, sie zur Zufriedenheit von Kirchen- und Stadtrat zu erfüllen.

JSB behält mit Köthen freundliche Beziehungen und bleibt auch Kapellmeister bei Hof.

1724

Die erste Fassung der Johannes-Passion, vom Stadtrat Leipzigs in Auftrag gegeben, wird am Ostersonntag, den 7. April, uraufgeführt.

In den Jahren von 1714 bis 1717, seiner Weimarer Zeit, schrieb JSB zwanzig Kantaten, also Werke mit Solo- und Chorgesang und Instrumentalbegleitung in mehreren Sätzen. Es ist eine Musikform, die in der neapolitanischen Oper ihren Ursprung hat, oft für weltliche Veranstaltungen geschrieben wird, aber auch zur Messe mit Bibelworten als Libretto. In Leipzig komponiert er drei, möglicherweise fünf Zyklen von je 59 Kantaten, je einen für ein volles liturgisches Jahr, die dann vom Thomanerchor in der Messe am Sonntag gesungen und gespielt werden. Bachs Hauptchor, der chorus primus, zählt fünfundfünfzig Sängerknaben mit denen er die Kantate jeweils des nächsten Sonntags proben muss, und das gibt einen Einblick in die ungeheure Arbeitslast, die er zu tragen hat.

Von 1723 bis 1731 werden Anna Magdalena und JSB sechs Kinder geboren, aber nur Gottfried Heinrich (geb. 1724, geistig behindert) und Elisabeth Juliane (geb. 1726) überleben bis ins Erwachsenenalter.
 

1727

Auf Wunsch der Studenten schreibt Bach eine Ode (BWV 198) zur Trauerfeier anlässlich des Todes von Christiane Eberhardine, der Gemahlin von August dem Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen. Die Feier soll in der Universitätskirche stattfinden, deren director musices, ein Johann Gottlieb Görner, sich übergangen fühlt. Eine Auseinandersetzung wird schliesslich vom Kurfürsten selbst zu Gunsten Bachs entschieden.  

1728

Das Konsistorium der Nikolaikirche erteilt Bach die Weisung, dass der Pastor das Vorrecht habe, die Gesänge für den Gottesdienst auszuwählen.

Fürst Leopold von Anhalt-Köthen, Bachs ehemaliger Dienstherr, Freund und Gönner, stirbt im November.

 

1729

Bei der feierlichen Überführung der Leiche des Fürsten in die Familiengruft werden Teile von JSBs noch nicht vollendeter Matthäuspassion (BWV 244) aufgeführt, etwa einen Monat vor ihrer Uraufführung am Karfreitag, dem 15. April.  

1730

Der Magistrat der Stadt Leipzig beschuldigt Bach, dass er seinen Pflichten an der Thomasschule nicht in der abgemachten Weise nachkomme und droht, ihm »die Besoldung zu verkümmern«. Bach beschwert sich, dass man musikalisch unbefähigte Schüler gegen seinen Rat aufnehme. Zum Glück wird ein Freund JSBs, Johann Matthias Gesner, zum Rektor der Schule ernannt, und die Angelegenheit verläuft sich.  

1731

Die Markuspassion (BWV 247) wird am Karfreitag, dem 23. März in der Thomaskirche zur Uraufführung gebracht. Leider ist uns Bachs Musik nicht erhalten geblieben.

Die erste von vier Sammlungen von »Praeludien, Allemanden, Couranten, Sarabanden, Giguen, Menuetten und andern Galanterien«, als Clavir-Übung (BWV 825-830) veröffentlicht, wird ein erstaunlicher Erfolg.

 

1732

Geburt von Johann Christoph Bach am 21. Juni, AMs und JSs neuntem Kind.

Im September gibt JSB ein Orgelkonzert in der Sophienkirche in Dresden mit eigenen Werken.

 

1733

Wilhelm Friedemann Bach, JSs ältester Sohn (geb. 1710) wird zum Organist an der Dresdener Sophienkirche bestellt.

JSB bewirbt sich untertänigst am Hof des Kurfürsten August III, Sohn von August dem Starken, zu Dresden um den Titel eines Kapellmeisters. Er erhält keine Antwort.

Während der Sommermonate komponiert JSB die h-Moll-Messe (BWV 232) oder, genauer gesagt, den ersten Satz, Kyrie, und den zweiten Satz, Gloria, einer kürzeren Fassung, die für evangelische wie katholische Gottesdienste gedacht ist. Das Werk wird erst 1748 oder 1749 vollendet, kurz vor seinem Tod, mit Credo und Sanctus.
 

1734

Das Weihnachtsoratorium (BWV 248) wird zum ersten Mal gesungen und gespielt: es besteht aus sechs Kantaten, die in ihrer liturgischen Folge an den Feiertagen um Weihnachten aufgeführt werden.  

1735

Im April wird der zweite Teil der Clavir-Übung veröffentlicht; er enthält das Italienische Konzert (BWV 971) und die Ouverture nach Französischer Art (BWV 831).

Johann Christian Bach wird am 5. September geboren.

 

1736

JS erhält endlich ein Zeichen der Huld aus der Hand des Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, August III.: ihm wird der Titel eines Hof-Compositeurs zuerkannt.

Im Dezember gibt JS ein Orgelkonzert auf der neuesten der berühmten Silbermann-Orgeln in der Dresdener Frauenkirche.

Bach-Portrait, 1736

1738

Der Clavir-Übung dritter Teil (BWV 552, 669-689) besteht aus »verschiedenen Vorspielen über die Katechismus- und andere Gesänge, vor die Orgel« und wird im darauffolgenden Jahr veröffentlicht.

1740

MBs und JSs Sohn Carl Philipp Emanuel (geb. 1714) wird als Organist an den Hof des Kronprinzen Friedrich von Preussen (später Friedrich II., der Grosse) in Berlin berufen. Bach-Portrait, 1740

1742

Der vierte Teil der Clavir-Übung enthält die Goldberg-Variationen (BWV 988), die ein Graf von Keyserlingk in Auftrag gegeben hat, damit sein Pianist Theophil Goldberg ihn bei seiner chronischen Schlaflosigkeit in den Schlaf spielen könne.  

1744

Reise nach Dresden, um eine neue Orgel zu prüfen.

Der zweite Teil des Wohltemperierten Clavirs (BWV 870-893) wird vollendet; es handelt sich wie beim 1. Teil um eine Serie von Präludien und Fugen.

 

1746

JSB reist nach Naumburg, um dort wieder eine neue Orgel abzunehmen. Es soll seine letzte Reise zu diesem Zweck werden. Bach-Portrait, 1746

 

 

Bach-Portrait, 1748?

1747

Im Mai unternimmt JSB eine Reise nach Potsdam bei Berlin, um seinen Sohn Carl Philipp Emanuel und seine junge Frau zu besuchen, und um dem König von Preussen, Friedrich II., vorzuspielen. Der König spielt selbst die Querflöte und schätzt Bach sehr. Als Teil seiner Darbietung improvisiert (!) Bach eine sechsstimmige Fuge. Nach seiner Rückkehr komponiert er das Musikalische Opfer (BWV 1079) über ein Thema des Königs, und ihm gewidmet. Es besteht aus mehreren ricercars (das sind Vorläufer der Fuge), einer Flötensonate und elf Kanons.

In der Kunst der Fuge (BWV 1080) stellt JSB die Grundsätze seiner Kunst dar, ohne Zweifel inspiriert von seinem Besuch in Potsdam und dem ehrenvollen Empfang, den man ihm gewährte. Das Thema ähnelt tatsächlich dem des Königs. Dieses letzte grosse Werk Bachs wird postum von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel veröffentlicht.

1749

Am 20. Januar wird die Hochzeit der Tochter Elisabeth Juliane (geb. 1726) mit dem Organisten Johann Christoph Altnickol im Elternhaus gefeiert.

JSBs Augenlicht nimmt zusehends ab; er leidet am Grauen Star, einer Erkrankung, bei der die Linsen progressiv trübe und undurchsichtig werden.

1750

Der englische »Ophthalmiater«, John Taylor, ein weltbekannter »Starstecher«, versucht zweimal ohne Erfolg, die getrübten Linsen zu entfernen. JSs Zustand bessert sich nicht. Obwohl er kaum noch sehen kann, revidiert er mit Hilfe seines Schwiegersohns Altnickol eine Sammlung von 18 Chorälen (BWV 651-668), die er zum Teil schon in Weimar geschrieben hatte.

Am 18. Juli erleidet Johann Sebastian Bach einen Schlaganfall. Er stirbt am 28. Juli, gegen 8.45 Uhr abends.

 
     
 

Orgel, auf der Bach in Arnstadt gespielt hat

Spieltisch der von Johann Sebastian Bach benutzten Wender-Orgel, gebaut 1703, aus der Neuen Kirche in Arnstadt/Thüringen.

Aus dem Städtischen Museum Arnstadt, im Neuen Palais. Mit der freundlichen Genehmigung von Herrn Kirchenmusikdirektor Gottfried Preller.

 

 

Literaturempfehlung 

David, Hans Theodore: J. S. Bach's Musical Offering. Dover Publications, New York: 1972

David, Hans Theodore, and Mendel, Arthur: The Bach Reader. W. W. Norton, New York: 1966

Eidam, Klaus: Das wahre Leben des Johann Sebastian Bach. Piper Verlag, München: 2000

Geck, Martin: Johann Sebastian Bach. Rowohlt Verlag, Reinbek: 1993

Kolneder, Walter, und Jürgens, Karl-Heinz: J. S. Bach, Lebensbilder. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach: 1984

Terry, Charles Sanford: J. S. Bach. Insel Verlag, Frankfurt: 1950

Wolff, Christoph: Johann Sebastian Bach. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main: 2000

 

Bach-Portraits

1715

Joachim Ernst Rentsch d. Ä., Ölgemälde
Der etwa 30-jährige Weimarer
Städtisches Museum Erfurt
 

1722/23

Johann Jakob Ihle, Ölgemälde
Der etwa 40-jährige Köthener Hofkapellmeister
Bach Haus, Eisenach
 

1736?

Gottlob Friedrich Bach (?), Pastell
Der Dresdner Hofkompositeur
Privatbesitz
 

1730 bis 1740

(anonym), Silberstiftzeichnung
Verschollen
 

1746

Elias Gottlob Haussmann, Ölgemälde
Mitglied der Correspondierenden Societät der
musicalischen Wissenschaften Leipzig
Museum für Geschichte der Stadt Leipzig
 

1748

(anonym), Ölgemälde
Altersportrait
Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin