Chopin-Portrait

 

Copins Unterschrift

 

1810-1849

 

1810 

Frédéric (Fryderyk) Chopin wird am 1. März in Zelazowa Wola geboren, im Herzogtum Warschau (Warsaw*), einem kleinen Staat, den Napoleon 1807 aus dem im Westen von Preussen, im Osten von Russland besetzten Territorium Polens geschnitten hatte. Frédérics Vater Nicolas war als junger Mann aus seinem Geburtsland Lothringen im damaligen Königreich Frankreich nach Polen ausgewandert, um auf den Gütern eines polnischen Adligen als Buchhalter und Lehrer zu arbeiten; seine Mutter Justyna ist gebürtige Polin.

* Die in Farbe markierten Städte sind auf der zeitgenössischen Karte zu finden.

Bei der Taufe im April wird Frédérics Geburtstag im Register der katholischen Gemeinde Brochów fälschlicherweise als der 22. Februar angegeben.

Im Herbst 1810 ziehen die Eltern mit Frédéric und seiner kleinen Schwester Ludwika, die gerade drei Jahre alt ist, nach Warschau, der Hauptstadt des Herzogtums. Sie eröffnen eine Pension für die Söhne der Wohlhabenden, die das nahe gelegene Lyzeum besuchen, und sie haben damit einen schönen Erfolg. Der Vater wird sehr bald als Professor der französischen Sprache und Literatur am renommierten Lyzeum angestellt, und in den kommenden beiden Jahren wird die Familie um die Töchter Izabela und Emilia erweitert.

 

Zeitgenössische Karte von Europa

1814

Nach dem Fall Napoleons teilt der Wiener Kongress Polen wieder zwischen Preussen, Russland und Österreich auf und gründet zudem die Republik Krakau (Cracow), sodass das Herzogtum noch mehr an Land verliert. Die Familie Chopin fühlt sich mitbetroffen in der schlimmen Lage des polnischen Volks; man spricht zuhause polnisch, aber den Kindern sind Französisch und Deutsch ebenfalls gut geläufig. Sie lieben Musik und freuen sich am Klavierunterricht bei der Mutter und über das Geigen- oder Flötenspiel des Vaters.  

1816

Die Eltern sehen Frédérics Fingerfertigkeit am Klavier und sind erstaunt über sein Improvisationstalent. Adalbert (Wojciech) Zywny wird als Klavierlehrer genommen; von ihm hat Frédéric seine Liebe zur Musik von Bach und Mozart..  

1817

Erste Kompositionsversuche: zwei Polonaisen, d.h. zu der Zeit moderne Tänze, die ihren charakteristischen Rhythmus der polnischen Volksmusik entnehmen, in B-dur (op. P1-1) und in g-moll (op. S1-1).  

1818

Frédéric erwirbt den Ruf als Wunderkind am Klavier mit seinem ersten öffentlichen Konzert, kurz vor seinem Geburtstag. Er spielt ein Klavierkonzert von Adalbert Gyrowetz und erntet ausser dem stürmischen Beifall noch eine Menge Einladungen in die vornehmen Häuser der Warschauer Gesellschaft.  

1822

Seine Virtuosität macht ihn weit bekannt und geschätzt selbst bei den besten Musikern der kultivierten Hauptstadt. Er will es unbedingt mit dem Klavier technisch so weit bringen wie Niccolò Paganini auf der Geige, und deshalb, heisst es, habe er sich angewöhnt, hölzerne Stifte zwischen die Finger zu stecken, damit vielleicht die Spannweite der Hände über die Oktave hinaus auch die Decim erreichen könne.

Frédéric übt sich mit dem Klavierkünstler Wilhelm Waclaw Würfel im beliebten style brillant und lernt das Orgelspielen. Bei Zywny nimmt er keine Stunden mehr.

 

1823

Er ist ein sehr guter Schüler am Lyzeum. Einige neu-erfundene Instrumente finden sein besonderes Interesse, wie zum Beispiel das Aeolopantalon (ein Vorläufer des Harmoniums), für das er ein paar (jetzt verschollene) Stücke komponiert.

Aus dieser Zeit stammen die ersten Hinweise auf Frédérics schwache Gesundheit. Er ist schmächtig und hält eine Diät ein, aber er ist aktiv und alle Welt mag ihn. Seine Ferien verbringt er oft auf den Landsitzen seiner Klassenkameraden, wo er mit der volkstümlichen Musik und Dichtung Polens Bekanntschaft macht.

FC schreibt die Polonaise in gis-moll (op. P1-3) und das Rondo in c-moll, auf das er besonders stolz ist und das er als sein Opus 1 bezeichnet.

 

1825

Im April spielt er vor dem russischen Zar Alexander I einige seiner Werke auf dem Aeolopantalon; der Zar ist beeindruckt und schenkt ihm einen kostbaren Diamantring. Dieses Konzert wird etwas später öffentlich wiederholt und bringt ihm nach einer sehr gewogenen Kritik in der Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitung den ersten internationalen Ruhm.  

1826

Nach Absolvieren des Lyzeums immatrikuliert sich Frédéric am Konservatorium Warschaus, das von dem weitbekannten Komponist Josef Elsner geleitet wird. Elsner erkennt Chopins aussergewöhnliches Talent und anerkennt seinen wachsenden Ruhm, und daher dispensiert er Frédéric vom Besuch des regulären Unterrichts.

Kurz nach dem Schulabschluss verlässt er Polen zum ersten Mal und reist mit der Mutter und der kleinen Schwester nach Karlsbad in Preussen, etwa 100 km westlich von Prag gelegen, wo die kleine Emilia vielleicht von ihrer Tuberkulose geheilt werden kann.

 

 1827

Eines der wichtigsten Werke Chopins dieses Jahres ist die Klaviersonate in c-moll (op. 4). Komposition und Veröffentlichung seiner ersten Mazurka (in F-dur, op. 5).

Frédérics Schwester Emilia erliegt der Tuberkulose.

 

1828

Kurze Reise nach Berlin, der Hauptstadt Preussens. Er besucht die romantische Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber, aber er tritt nirgends auf.  

1829

Bei Abschluss seines Studiums am Konservatorium wird FC von Elsner als »aussergewöhnliches Talent, musikalisches Genie« bezeichnet.

Konzertreise nach Wien, der Hauptstadt Österreichs und der Stadt Mozarts (der dort fast vierzig Jahre vorher gestorben war), Beethovens (der zwei Jahre zuvor dort verstorben war), und Schuberts (der dort einige Monate zuvor gestorben war). Chopin gibt ein erstes Konzert am 11. August im berühmten Theater am Kärntnertor; er spielt ausser eigenen Kompositionen Werke von Beethoven, Mozart und anderen. Das kritische Wiener Publikum applaudiert lebhaft. Bei einem zweiten Konzert eine Woche später sind die Orchestermusiker nicht in der Lage, die handgeschriebenen Noten von Chopins Krakowiak (in F-dur, op. 14) zu entziffern; FC improvisiert statt dessen über ein Thema polnischer Volksmusik und erhält enthusiastischen Applaus. Er wird geehrt mit einer Einladung zu Beethovens altem Freund und Mäzen, dem Grafen Moritz Lichnowski (jüngerer Bruder von Fürst Carl L.).

Chopin fährt über Prag und Dresden nachhause und tritt im Dezember wieder öffentlich in Warschau auf. Die lokale Presse feiert ihn aber bemängelt, dass er sich nicht öfter hören lässt. Er verbringt viel Zeit mit der Vollendung seines Konzerts für Klavier und Orchester in f-moll (Nr. 2, op. 21) und dem ersten Zyklus seiner Etuden. (Es ist zu bemerken, dass dieses Konzert vor dem Klavierkonzert Nr. 1 in e-moll, op. 11, komponiert wurde.)

 

1830

FC spielt sein Klavierkonzert op. 21 zum ersten Mal im Februar vor einem kleinen Kreis geladener Gäste. Er erhält dafür wieder den schon gewohnten Beifall aber auch herbe Worte wegen seines ungewohnt neuen musikalischen Stils. Er verliebt sich in die junge Sängerin Konstancja Gladkowska aber traut sich nicht, sich ihr zu erklären.

Der russische Zar Nikolas krönt sich zum König von Polen und lässt die unter dem Einfluss der Nachrichten aus Frankreich erwachenden revolutionären Bestrebungen von seiner brutalen Geheimpolizei unterdrücken.

Das Konzert für Klavier und Orchester in e-moll (Nr. 1, op. 11) hat seine Premiere am 22. September, wieder nur vor kleinem Publikum; öffentlich wird es im Oktober aufgeführt. Kurz darauf, im November, begibt sich Chopin mit seinem Freund Tytus Woyciechowski auf eine Reise nach Wien, nur ein paar Tage bevor in Polen ein bewaffneter Aufstand gegen die Russen ausbricht. Tytus kehrt sofort nach Polen zurück, um sich den Aufständischen anzuschliessen. Frédéric bleibt in Wien; einige seiner Lieder erhalten patriotische Verse und werden in Polen populär.

 

1831

In dieser Zeit politischer Unruhen schreibt Chopin wahrscheinlich seine berühmte Revolutionsetude (in c-moll, op. 10-12) und die Grande Polonaise Brillante précédée d’un Andante Spianato, für Klavier und Orchester (op. 22). In seinem Werk finden sich zunehmend mehr Stücke, die Ausdruck des polnischen Charakters sind, wie zum Beispiel die 11 Mazurkas in op. 6 und op. 7.

FC leidet unter Anfällen von Melancholie, die zu Depressionen ausarten, möglicherweise ausgelöst durch Schuldgefühle, weil er sich in Wien aufhält während sein Heimatland gegen die Russen kämpft. Die öffentliche Meinung in Österreich ist auf der Seite der Russen; Chopin trägt an seinem Mantel demonstrativ Knöpfe mit dem polnischen Adler.

Er tut sich schwer, einen Verleger für seine Arbeiten zu finden. Konzerte werden häufig geplant aber dann verschoben aus Gründen, die nicht einsichtig sind.

Seine romantische Periode beginnt mit der Komposition der Drei Nocturnes, op. 9.

Am 20. Juli verlässt Chopin Wien, um über Stuttgart nach Paris zu reisen, nach erheblichem Ärger mit den russischen Behörden, die ihm keine Genehmigung für ein Reiseziel im post-revolutionären Frankreich erteilen wollen. Auf der Fahrt durch Süddeutschland erhält er die Nachricht vom Fall Warschaus. Einige der Zwölf Etuden für Klavier, op. 10 werden beim Aufenthalt in Stuttgart fertig. Er erreicht Paris schliesslich im Spätherbst.

 

1832

Frédéric Chopin fühlt sich sofort wohl in der kultivierten Atmosphäre der Weltstadt, und er wird von den grossen Meistern der Musik herzlich aufgenommen, wie von Gioacchino Rossini, Luigi Cherubini, Franz Liszt, Hector Berlioz, Friedrich Kalkbrenner, Ferdinand Hiller und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Er gibt Konzerte in den vielen privaten Salons der Pariser Gesellschaft; die Künstler-Elite ist von ihm begeistert, von diesem 22-jährigen Virtuosen, von seiner Musik und seinem Stil. Kalkbrenner, selbst ein ausgezeichneter Pianist, gibt schliesslich auf, Chopins Klavierkonzert in e-moll, op. 11, zu spielen und erklärt, es sei einfach zu schwierig.

Frédéric ist sehr produktiv; mehrere Verleger reissen sich um seine Werke, vor allem Schlesinger in Paris und Breitkopf & Härtel in Leipzig. Er verdient gut mit seinen veröffentlichten Stücken und mit Klavierstunden, allein für die Baronin Charlotte de Rothschild eine Zeitlang volle vier Stunden am Tag. Er gibt nur wenige Konzerte aber ist zufrieden ohne diese Belastung und, als scheuer Mann, ohne die Kritiker, die sich immer wieder darüber beschweren, dass er nicht laut genug spiele.

Der Zyklus von Zwölf Etuden, op. 10, Franz Liszt gewidmet, wird von Schlesinger herausgegeben.

 

1834

Diese Jahre sind von dem Erscheinen einer grösseren Zahl seiner Kompositionen geprägt, die bis heute beliebt sind.

FC bewirbt sich nicht bei der Russischen Botschaft in Paris um eine Verlängerung seines Passes sondern bevorzugt den Status eines émigré, der es ihm allerdings nicht mehr erlaubt, in sein Heimatland Polen zu reisen.

 

1835

Chopin verfasst einige der schönsten Mazurkas (z.B. op. 24), Polonaisen (z.B. op. 26) und Nocturnes (z.B. op. 27), die dann im folgenden Jahr gedruckt werden.

Im August trifft er seine Eltern in Karlsbad (Preussen) - zum letzten Mal. Auf dem Weg zurück besucht er die Familie Wodzinski, alte Bekannte aus Warschau, die jetzt in Dresden wohnen. Die Freundschaft mit Tochter Maria wird zur Liebe. Ein paar Tage verbringt er in Leipzig, um Felix Mendelssohn, Robert Schumann und dessen Frau Clara Wieck wiederzusehen, die begabte und erfahrene Konzertpianistin und Komponistin.

 

1836

Frédéric leidet während des ganzen Winters von 1835/36 unter der immer wiederkehrenden Lungenerkrankung, die mit heftigen Hustenanfällen und blutigem Auswurf einhergeht. Er gibt trotzdem ziemlich oft Konzerte, allerdings fast immer mit Liszt und anderen Künstlern der Zeit. Sein f-moll Klavierkonzert (op. 21) und die Ballade in g-moll (op. 23) werden endlich herausgegeben, wie auch viele andere Werke.

Im September reist er wieder nach Leipzig, um Clara und Robert Schumann, den treuen Freunden und Anhängern, seine neuesten Werke vorzuspielen.

Kurz auf die Rückkehr nach Paris besucht er die Gräfin Marie d’Agoult, die ihren Ehemann verlassen hat und mit Franz Liszt in einer »schockierenden« Beziehung lebt. Dabei trifft er George Sand, eine berühmte Frau, die als Verfasserin von romantisch-sentimentalen Romanen dieses männliche Pseudonym führt. Chopin mag weder ihr Benehmen noch ihre Erscheinung oder ihr exzentrisches Auftreten, für das sie eine gewisse Notorität erlangt hat. Sie ist gewiss nicht hübsch, sechs Jahre älter als Chopin, hat ihren Mann mit ihren beiden Kindern verlassen und lebt zu dieser Zeit mit einem Rechtsanwalt, nach einer Anzahl von Affären mit, unter anderen, dem Autor Prosper Mérimée und dem Dichter Alfred de Musset.

 

1837

Die Eltern von Maria Wodzinski widersetzen sich der Verlobung ihrer Tochter mit FC, angeblich wegen seiner schlechten Gesundheit. Sie sind wahrscheinlich auch darüber informiert worden, dass Frédéric häufiger den Salon von Marie d’Agoult besucht. Er hebt Marias Briefe in einem kleinen Bündel auf, mit einer Rose unter dem Bändchen und der Aufschrift (auf Polnisch) »Mein Leid«..

Im Juli reist er mit Camille Pleyel, dem Klavierfabrikant und treuem Freund, nach London.

George Sand interessiert sich heftig für das zerbrechliche Genie des Klaviers und lädt ihn mehrmals ein, auf ihr Landgut in Nohant zu kommen, das in der Nähe von Châteauroux etwa 300 km südlich von Paris liegt. Chopin beantwortet anfangs ihre Avancen nicht, aber fühlt sich doch bald von ihrem Intellekt und ihrer Wärme angezogen.

Er schreibt den Trauermarsch, der zum 3. Satz der Klaviersonate in b-moll, op. 35, werden soll, zum Jahrestag des Aufstands der Polen gegen die Russen im Jahre 1830.

 

1838

Chopins Kalender ist voller Engagements, u.a. vor König Louis Philipp I im Palais des Tuileries ein Konzert zu geben, und im März hat er einen geradezu phänomenalen Erfolg mit einem Konzert in Rouen. Er macht Bekanntschaft mit dem Schriftsteller Victor Hugo, mit dem deutschen Dichter Heinrich Heine, er sitzt dem Maler Eugène Delacroix für ein Porträt und ist der Star der Pariser Gesellschaft.

George Sand ist regelrecht entflammt von Chopin, und in diesem Frühling gehen sie eine Liebesbeziehung ein. Ein junger Mann, den Sand als Lehrer für ihre Kinder angestellt hat, verfolgt die beiden und droht, FC zu einem Duell zu fordern. Chopin fürchtet, über einem Skandal Klavierschüler zu verlieren und ist bereit, mit George im November nach Mallorca (Majorca) zu ziehen, einer Insel der Balearen im Mittelmeer südlich der spanischen Küste. Dort sei das Klima besser für ihren Sohn Maurice, der an Rheuma leidet, wie auch für den chronisch erkrankten Komponisten. Sie mieten einen Teil des unbewohnten Klosters La Chartreuse nördlich von Palma, sehr pittoresk und wunderbar gelegen, aber kalt in dieser regnerischen Jahreszeit und ohne jeglichen Komfort.

FC erkrankt von neuem, leidet wieder unter den alten Symptomen und einem besonders hartnäckigen Husten. Drei Ärzte werden konsultiert, von denen zwei seinen baldigen Tod voraussagen während der dritte erklärt, er sei praktisch schon tot (wie Chopin einem Freund schreibt). Die 24 Préludes, op. 28, geben ein Bild seines Geisteszustands. Haus und Klima werden ihm unerträglich; keiner der Einwohner Palmas will für »die Heiden« arbeiten. Trotzdem ist er sehr produktiv und sitzt sehr gerne beim Komponieren am Klavier, das ihm Camille Pleyel hat schicken lassen.

 

1839

Chopin verlässt Mallorca am 13. Februar, um nach Nohant zurückzufahren, aber er muss eine Woche in Barcelona unter ärztlicher Obhut bleiben.

Die Rückreise wird mehrmals unterbrochen; auf dem Kontinent erstarkt Chopin wieder etwas und erholt sich scheinbar von seiner Krankheit, die jetzt als Tuberkulose gilt. George und er kommen am 1. Juni in Nohant an, und jetzt beginnen vier Monate, die FC zu den glücklichsten seines Lebens zählt. Dieses ist das Jahr der Préludes, seiner Meisterwerke.

Im Oktober kehren sie nach Paris zurück aber mieten getrennte Wohnungen, nicht weil ihre Beziehung in Frage stände, sondern weil er einen Skandal vermeiden möchte.

 

1840

Frédéric feilt weiter an seinen Kompositionen und ist stark beschäftigt, aber die Liste seiner in diesem Jahr veröffentlichten Werke ist kurz. Er ist nach wie vor ein sehr beliebter Klavierlehrer.  

1841

Chopin verbringt die meiste Zeit beim Komponieren und führt ansonsten ein ruhiges Leben. Unter den Werken dieser Zeit finden sich die Polonaise (op. 44), das Prélude (op. 45), das Allegro de concert, op. 46, und die Ballade in Es-dur, op. 47.

FC bestreitet zwei öffentliche Aufführungen in diesem Winter, beide glänzende Erfolge und auch finanziell ergiebig. Liszt schreibt eine jubilierende Kritik in der Gazette musicale.

 

1842

George und Frédéric gehen durch schwierige Zeiten in ihrer Beziehung. Er freut sich über den Besuch von Eugène Delacroix im Sommer in Nohant, aber hasst das unbändige und laute Benehmen einiger der Leute, die George besuchen kommen.

Für ihn sind dieses und das folgende Jahr ausgefüllt mit der Arbeit an seinen Werken und mit einigen Konzertauftritten, deren Erfolg wiederum seinen Ruhm beweist. Der Dichter Heinrich Heine vergleicht ihn mit Mozart und Beethoven.

 

1844

Chopins Vater stirbt im Mai, im Alter von 73 Jahren, an einer chronischen Herzkrankheit. Frédéric ist untröstlich und während einiger Tage nicht zu sprechen.

Im Juli kommt seine Schwester Ludwika nach Paris, sie haben sich seit vierzehn Jahren nicht gesehen.

Chopins Hauptwerke in diesem Jahr sind die Berceuse in Des-dur, op. 57, und die h-moll Klaviersonate, op. 58.

 

1845

Seine Gesundheit wird ständig schlechter. Der gerade vergangene Winter war besonders schwierig. George Sand schreibt, dass sie den Einfluss auf ihn verliert und dass ihr Sohn ihm gegenüber immer feindseliger werde.

Chopin setzt den Schlusstrich an die Drei Mazurkas, op. 59, die Barcarolle, op. 60, und die Polonaise-Fantaisie, op. 61. Er, der Patriot, muss schon wieder schlechte Nachrichten von einer Revolte gegen die Russen ertragen, dieses Mal vom Freistaat Krakau ausgehend, den der Wiener Kongress 1814 geschaffen hatte, Nachrichten von der unvermeidbaren Niederlage der Polen durch die Österreicher.

 

1846

Dies soll das letzte produktive Jahr des grossen Komponisten werden. Er verbringt den Sommer in Nohant aber muss sich die ständigen Querelen zwischen Solange, Georges Tochter, und ihrem Bruder Maurice anhören, die ihm sehr auf die Nerven gehen. Maurice ist jetzt erwachsen und tritt auf als der Herr des Hauses. Sands überflüssige Bemerkungen über Frédérics Erscheinung verletzen FC tief.

Chopin vergräbt sich in Arbeit. Er schreibt die zwei Nocturnes op. 62, mehrere Mazurkas und Walzer, und eine Sonate für Klavier und Violoncello, op. 65, die er seinem guten Freund, dem ausgezeichneten Cellisten Auguste Franchomme widmet.

Er fährt im Februar alleine nach Paris zurück - die erste längere Trennung von George Sand. Die Hoffnung, dass seine Mutter ihn besuchen komme, erfüllt sich wegen ihres Rheumas nicht .

 

1847

George Sand kommt erst im Februar nach Paris; sie und Frédéric nehmen wieder ihr gewohntes gesellschaftliches Leben auf, aber es gibt Schwätzereien, dass sie sich trennen würden. Der endgültige Bruch kommt, als sich Solange mit dem rüden und brutalen Bildhauer Auguste Clésinger liiert (den sie später auch heiratet), und der jetzt Maurice nach einem kleinen Streit körperlich angreift. Chopin steht zu Solange, gegen ihre Mutter. George ist verletzt und wütend; sie schreibt einem Bekannten, dass FC augenscheinlich in ihre neunzehnjährige Tochter verliebt sei..  

1848

Frédéric Chopin gibt sein letztes grösseres Konzert am 16. Februar in der Salle Pleyel, ein ganz besonderes Ereignis für dreihundert erlesene Zuhörer. Er spielt den Klavierpart eines Trios von Mozart, dann seine neue Sonate für Klavier und Violoncello mit Auguste Franchomme, und dazu noch ein langes Programm mit eigenen Mazurkas, Walzern und Préludes.

Ein weiteres Konzert wird annulliert, da Paris mitten in der Revolution steckt, die zur Abdankung von König Louis Philippe und dann zur Ausrufung der Republik führt.

Chopin und Sand treffen sich zufälligerweise noch einmal, zum letzten Mal. Er teil ihr mit, dass Solange eine Tochter bekommen hat.

Sein Lebensunterhalt ist in Gefahr, da alles kulturelle Leben in der Metropole darniederliegt. Eine seiner Studentinnen, eine sehr wohlhabende schottische Dame namens Jane Stirling, schlägt ihm vor nach England zu reisen, wo er sehr geschätzt ist. Chopin verlässt Paris am 19. April; er wird sieben Monate lang in England und Schottland bleiben.

FC wird in London sehr gut aufgenommen; er trifft Charles Dickens und Lady Byron und wird zu einer grösseren Zahl von Konzerten gebeten. Er nimmt mehrere Studenten zum Klavierunterricht an und verdient viel Geld. Königin Victoria wird er auch vorgestellt, aber er hat mehr Erfolg im Juni mit einem Konzert, in dem er, wie man sagt, die Zuhörer mit seiner Musik bezaubert habe.

Viel Zeit zum Komponieren findet er nicht bei allem was er zu tun hat. Er spielt auf einer Reise nach Schottland in Glasgow und Edinburgh, aber die ewigen höflichen und nichtssagenden Unterhaltungen (in seinen Worten) wie auch das ewig schlechte Wetter stellen seine Geduld auf eine harte Probe. In London wird er wieder krank und verlässt das Bett in ein paar Wochen nur einmal kurz, um bei einem von Freunden organisierten Ball zu spielen.

 

1849

Frédéric Chopin ist froh, nach der anstrengenden Reise durch England wieder in Paris zu sein. Er ist immer noch schwer krank, kann das Haus nicht verlassen und bringt selten die Kraft auf, am Klavier zu sitzen. Zu seinem Werk in diesem letzten Lebensjahr kommen noch eine Anzahl von kleineren Stücken; das letzte ist die Mazurka in f-moll (op. 68-4), die uns nur als Skizze erhalten ist.

Seine Freunde helfen ihm heimlich finanziell, damit er ein Haus in Chaillot, am Stadtrand von Paris mieten kann. Er ist jetzt völlig verarmt und muss die von seiner ihn bewundernden Schülerin Jane Stirling ihm angebotenen 15,000 Franc annehmen.

Schwester Ludwika und ihr Mann kommen im August nach Paris; Ludwika bleibt bei ihrem Bruder, um sich um ihn zu kümmern. Auf den Rat seines Arztes zieht er in eine sonnige Wohnung im Zentrum von Paris, Place Vendôme 12. Er kann nicht mehr aus dem Haus. Am 12. Oktober erhält er die Sterbesakramente.

Frédéric Chopin stirbt um 2 Uhr in der Nacht zum 17. Oktober. Man spielt Mozarts Requiem bei der Trauerfeier in der Église de la Madeleine. Wie er verfügt hat, wird sein Herz entnommen und nach Warschau geschickt. Er wird auf dem Friedhof Père-Lachaise beerdigt, unter einem Grabmal gestaltet von Auguste Clésinger, dem Ehemann Solanges. Sein Herz liegt in einer Urne in der Kirche zum Heiligen Kreuz in Warschau.

 
     

Empfehlungen zur Lektüre

W.G. Atwood: Fryderyk Chopin. New York: 1987 (auf Englisch)

J. Jansen: Frédéric Chopin. München: 1999

G. Sand: Un hiver à Majorque. Oeuvres autobiographiques, Tome 2. Paris: 1971 (auf Französisch)

T. Zielinski: Chopin. Bergisch Gladbach: 1999