Mozart-Portrait

 

Mozarts Unterschrift

 

1756-1791

 

1756 

Am 27. Januar bekommen Frau Anna Maria Mozart, geb. Pertl, und ihr Ehemann Leopold in Salzburg* ihr siebtes Kind. Am nächsten Tag wird der kleine Junge auf den Namen Joannes Chrysostomos Wolfgangus Theophilus Mozart getauft. Später im Leben wird er sich Wolfgang Amadé Mozart nennen. Er ist das letzte Kind der Mozarts, eins der beiden, die über die Kindheit hinaus am Leben bleiben. Seine Schwester Maria Anna, oder Nannerl, ist fünf Jahre älter.

*Die markierten Städte erscheinen auf der zeitgenössischen Europa-Karte.

Salzburg liegt etwa im Zentrum Österreichs, dem Stammland des Reiches der Habsburger, und wird von einem Fürst-Erzbischof regiert. Der Vater ist Musiker im Hoforchester und veröffentlicht etwas später im gleichen Jahr den Versuch einer gründlichen Violinschule, ein Buch, das in mehreren Auflagen und Übersetzungen erscheinen wird und ihm überall in Europa einen guten Namen gibt.

In diesem Jahr beginnt der Siebenjährige Krieg zwischen Preussen und den Alliierten Frankreich und Österreich.

Zeitgenössische Karte von Europa

1758

Leopold Mozart gibt Nannerl ihre ersten Klavierstunden und sieht, dass Wolfgang viel Spass daran findet, auf dem Cembalo zu klimpern.  

1760

Der Vater beginnt, einfache Klavierübungen für Nannerl in einem Notenbuch, Pour le clavecin, zu sammeln, hauptsächlich Stücke zeitgenössischer Komponisten. Wolfgang hat sich irgendwie alleine beigebracht Noten zu lesen; er spielt auch schon Stücke aus der Mappe und zeigt ein erstaunliches Talent.  

1761

Wolfgangs erste Kompositionen, ein Andante für Klavier (KV 1a**), ein Allegro für Klavier (KV 1b), noch ein Allegro (KV 1c) und ein hübsches kleines Menuett (KV 1d) werden vom Vater in das Notenbuch eingetragen.

** KV bezieht sich auf das Köchel-Verzeichnis (6. Auflage; Giegling, Weinman, Sievers, Herausgeber, Wiesbaden 1964), einen chronologischen Index der Werke Mozarts.

 

1762

Der ehrgeizige Vater geht im Januar mit seinen beiden Wunderkindern auf ihre erste Konzertreise, um vor dem bayerischen Kurfürsten in München zu spielen.

Am 1. Oktober gibt Wolfgang Amadeus in Linz, etwa 100 km nordöstlich von Salzburg, sein erstes öffentliches Konzert. Sein sensationeller Erfolg kommt Erzherzog Joseph, dem Sohn der Kaiserin Maria Theresia, zu Ohren, und er wird prompt eingeladen, am 13. Oktober im Habsburger Schloss Schönbrunn bei Wien zu spielen.

Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Zahl der Auftritte der beiden höchsttalentierten Kinder in Adelspalästen und öffentlichen Konzerthallen stetig zu. Der Vater verwaltet die erheblichen Einnahmen sehr sorgfältig, und obwohl er es als sein Hauptanliegen betrachtet, sich um die Karriere der Kinder zu kümmern, behält er seine Stelle als neuerlich beförderter Vize-Konzertmeister am Salzburger Hoforchester, wo er mit der Leitung von 38 Musikern betraut ist.

Der kleine Wolfgang bekommt seine bleibenden Zähne und macht die typischen Kinderkrankheiten durch. Spät im Oktober wird er von einer Hauterkrankungen befallen, wahrscheinlich, wie man jetzt annimmt, einem Erythema nodosum, das schmerzhafte Knötchen entwickelt und dem möglicherweise eine chronisch-infektiöse Erkrankung zugrunde liegt. Ende November hat er sich davon erholt.

Gegen Ende des Jahres kommen kurze Konzertreisen nach Pressburg in Ungarn und wieder nach Wien. Die Mozarts reisen jetzt ganz vornehm, in einer eigenen mit Holzkohle geheizten Kutsche und mit einem Diener.

 

1763

Der Siebenjährige Krieg geht zu Ende. Im Juni folgt die Familie einer Zahl von Einladungen und begibt sich auf eine ausgedehnte Reise durch Westeuropa. Gleich die erste Woche in München ist sehr produktiv. Die Presse ist besonders von Nannerl begeistert. Sie haben überall Erfolg, u.a. in Schwetzingen, Mannheim, Mainz (Mayence) und Frankfurt, dann in Köln und Brüssel, letztere die Hauptstadt der Spanischen Niederlande und Teil des Reichs der Habsburg-Dynastie.

Am 18.November kommen die Mozarts in Paris an; sie wohnen im Haus des bayrischen Gesandten in Frankreich. Im Dezember werden sie König Louis XV vorgestellt und dann treffen sie auch Madame la Marquise de Pompadour, seine Mätresse.

 

1764

Wolfgangs ersten vier Sonaten für Klavier und Violine (KV 6 bis 9) werden im Februar veröffentlicht und gedruckt. Die Kinder geben zahlreiche Konzerte bei Hof und für die Öffentlichkeit und verdienen damit fürstlich.

Anfang April fährt die Familie von Paris nach London, diesmal begleitet von zwei Dienern. Der jetzt internationale Ruf der Kinder geht ihnen voraus und sie spielen vor König George III schon eine Woche nach ihrer Ankunft, dann wieder im Mai und im Oktober. Der Aufenthalt in London ist hektisch: Nannerl und Wolfgang geben viele öffentliche Konzerte, Wolfgang komponiert die meisten der Stücke in seinem London Chelsea Notebook (KV 15). Die beiden müssen bei einer ganzen Zahl von gesellschaftlichen Funktionen auftreten oder zumindest erscheinen, aber es bleibt ihnen doch noch Zeit, Opern und Konzerte zu besuchen, trotz mehrerer Erkrankungen mit Grippe-Symptomen, als Katarrhe beschrieben.

Im November lernen sie Johann Christian Bach kennen, den jüngsten Sohn von Johann Sebastian, der seinen ständigen Wohnsitz in London hat und als Komponist einer Reihe von Opern sehr beliebt ist. Nannerl beschreibt in ihrem Tagebuch, wie Johann Christian den achtjährigen Wolfgang zwischen den Knien vor dem Klavier hielt und wie sie abwechselnd spielten und improvisierten, zur Freude aller Anwesenden.
 

1765

Die Sonaten für Klavier, Violine (oder Flöte) und Violoncello (KV 10 bis 15) erscheinen im Druck, sie sind Königin Sophie Charlotte gewidmet. Leopold setzt eine Annonce in eine Londoner Zeitung, in der er das Publikum einlädt, zu ihnen nachhause zu kommen um die »jungen Wunder« beim Spiel zu hören, jeden Nachmittag zwischen 13 und 15 Uhr für eine Eintrittsgebühr von 5 shillings pro Person.

Wolfgang schreibt drei Klaviersonaten Johann Christian Bachs um zu Konzerten für Klavier, zwei Violinen und Kontrabass (KV 107).

Die Mozarts reisen schliesslich am 24. Juli aus London ab, nach einem Aufenthalt von mehr als einem Jahr. Köchels Index der Werke Wolfgangs erreicht KV 16.

In Den Haag (La Haye) erkrankt Nannerl ernstlich an Abdominaltyphus, mit Fieber, Durchfall und Schüttelfrost. Im Oktober erhält sie die Sterbesakramente, aber sie erholt sich doch danach recht langsam. Wolfgang wird durch die gleiche Krankheit ab Mitte November vier Wochen lang ans Bett gefesselt. Er ist völlig abgemagert als er wieder gesund ist.

 

1766

Von Januar bis April sind die Mozarts auf Tournee durch Holland, mit Gastspielen in fast allen grossen Städten. Ihre Auftritte haben etwas von Zirkusakten an sich: Nannerl und Wolfgang spielen ihnen unbekannte Stücke prima vista, sie improvisieren über Themen, die ihnen von den Zuhörern gegeben werden, oder sie spielen Klavier mit verdeckter Tastatur. Wolfgang hat ein absolutes Gehör, das heisst, dass er den Wert eines Tones auf einer absoluten Frequenzskala erkennt, und damit unterhält er das Publikum und gewinnt an Ruhm.

Er findet Gefallen an holländischer Volksmusik und schreibt Variationen über ein paar beliebte Lieder (z.B. KV 24 und 25). Der königliche Hof trägt ihm auf, einige Sonaten für Klavier und Violine zu komponieren, und diesen Auftrag erfüllt er noch im gleichen Jahr (KV 26 bis 31).

Die Kinder werden von ihrem Vater im Schulwissen ausgebildet, und der übt seine Pflicht mit Interesse und Zuneigung aus. Wolfgang fällt das Rechnen besonders leicht und er hat Spass, mit Wörtern und Ausdrücken in den Sprachen der Länder zu spielen, in denen sie sich gerade befinden. Anfang Mai ist die Familie wieder in Paris, zurück in der lebendigen musikalischen Atmosphäre dieser Stadt. Im Juli fahren sie schon wieder weiter, durch südlichere Teile Frankreichs in die Schweiz.

In Lausanne werden sie im Palais des einflussreichen Prinz Ludwig Eugen von Württemberg untergebracht, er ist ein sehr guter Flötist und verehrt Wolfgang Amadeus. Ein Professor der medizinischen Hochschule in Lausanne, August Tissot, versucht das musikalische Genie Wolfgang Amadeus Mozart aus psychologischer und physischer Sicht zu ergründen.

Zurück in der Novemberkälte Münchens. Wolfgang klagt über rheumatische Schmerzen in den Gelenken.

Die Familie kommt am 26. November wieder in Salzburg an, nach einer Reise durch Europa, die im ganzen dreieinhalb Jahre dauerte.

 

 1767

Premiere des geistlichen Dramas Die Schuldigkeit des ersten Gebotes, 1. Teil, des gerade elfjährigen Komponisten (KV 35). Die Teile 2 und 3 stammen von Michael Haydn und Anton Adlgasser.

Der Erzbischof von Salzburg, Sigismund von Schrattenbach, soll Wolfgang Amadeus eine Woche lang in strenger Klausur gehalten haben um, wie es heisst, sein »verdächtig grosses Talent, Musik zu schreiben« auf die Probe zu stellen, und ihm aufgetragen haben, eine Kantate für Karfreitag zu komponieren. Diese Grabmusik (KV 42) wird dann am 17. April im Dom von Salzburg aufgeführt.

Wolfgangs erste Oper Apollo et Hyacinthus hat ihre Uraufführung an der Universität Salzburg.

Im September reist die Familie Mozart nach Wien, um dort an den Festlichkeiten um die Hochzeit von Erzherzogin Maria Josepha und Ferdinand IV, König von Neapel, teilzunehmen; leider erliegt die junge Braut einer bösen Pockenepidemie. Die Mozarts versuchen, vor der Epidemie zu fliehen und ziehen aus der Stadt. Trotzdem bekommt Wolfgang die Pocken gegen Ende Oktober, und dann eine Woche später auch Nannerl. Glücklicherweise kommen beide mit dem Leben davon.

 

1768

Eine weitere Reise nach Wien folgt im Januar. Empfang am Hof der erst neuerdings verwitweten Kaiserin Maria Theresia. Ihr Sohn, Kaiser Franz Joseph II., fragt Wolfgang Amadeus, ob er nicht eine Oper schreiben wolle. Der folgt dem Vorschlag und hat schon im Juli die Oper La finta semplice (Die verstellte Einfalt, KV 51) fertig. Leider verhindern irgendwelche Hofintrigen die Aufführung. Wolfgangs Singspiel Bastien und Bastienne (KV 50) kommt zu Erstaufführung in dem privaten Theater eines Dr. Franz Mesmer, der reich und berühmt geworden ist mit seiner neuartigen Methode, Patienten durch Hypnose in einen suggestiblen Geisteszustand zu versetzen (»Mesmerisation«).

Wolfgang dirigiert seine Missa solemnis (KV 139) zur Einweihung der Waisenhauskirche im Dezember; diese Messe wird daher auch als Waisenhausmesse bezeichnet. Rückfahrt nach Salzburg.

 

1769

Wolfgang Amadeus schreibt die Messen KV 65 und 66, die letztere auch Domenicusmesse genannt, weil sie zur Primizfeier seines Freundes Cajetan Hagenauer bestimmt ist, der jetzt als Priester Vater Domenicus heisst.

Im November endlich bekommt Wolfgang die ordentliche feste Anstellung, die sein Vater die ganze Zeit für ihn gesucht hat, als Dritter Konzertmeister im Salzburger Hoforchester, allerdings ein Ehrenamt ohne Besoldung. Der Erzbischof, sein Vorgesetzter, gibt Leopold einen grösseren Betrag, damit er mit Wolfgang eine Studienreise nach Italien unternehme.

Vater und Sohn fahren am 19. Dezember ab nach Italien, diesmal alleine, ohne Mutter oder Schwester. Zur Weihnacht spielt Wolfgang die Orgel in der Kirche der kleinen Stadt Rovereto nördlich von Verona.
 

1770

Leopold hat Empfehlungsbriefe von allen möglichen Leuten von Rang und Namen mit auf die Reise genommen und die helfen ihnen überall. Die Ausgaben der Reise im Ausland werden mit Kreditbriefen bestritten, die Empfehlungsbriefe dienen auch zur finanziellen Sicherung.

Wolfgang wird mit den höchsten Ehren empfangen und Berichte über Vorstellungen und Konzerte, über die Rezensionen und über seine Einkünfte sind in Leopolds Briefen an seine Frau und an seinen Freund und Geldgeber Lorenz Hagenauer im Detail gegeben.

In Mailand bleiben sie den ganzen Februar. Besonders in Anbetracht von Wolfgangs gesellschaftlichen Verpflichtungen ist die Zahl seiner neukomponierten Werke nicht weniger als erstaunlich. In den drei ersten Monaten des Jahres schreibt er, u.a. (!) drei Symphonien (KV 215, 217 und 218), eine Motette (KV 143) und sein erstes Streichquartett (KV 80). Weder seine musikalische Intuition noch seine Energie sind damit erschöpft: er gibt mehrere Konzert, spielt dabei eigene Werke und improvisiert, und er musiziert besonders gerne mit bekannten Musikern, die ihn besuchen kommen.

Wolfgang erhält den Auftrag, zur nächsten Spielzeit des Mailänder Theaters eine Oper zu komponieren, und die wird Mitridate, Rè di Ponto (Mitridathes, König von Pontus).

Sie setzen ihre Reise im März fort; weitere Stationen auf dem Weg nach Rom sind Piacenza, Parma, Bologna, Florenz, Siena, Orvieto und Viterbo. In Bologna gibt Wolfgang dem berühmten Musiktheoretiker Padre Giovanni Battista Martini einen Beweis seiner Kunst mit der Komposition einiger Fugen zu vorgegebenen Themen.

Am 11. April fahren sie in die Ewige Stadt ein. Noch am gleichen Nachmittag hören sie Gregorio Allegris Miserere in der Sixtinischen Kapelle, und diese Musik beeindruckt WA so stark, dass er alle neun Stimmen noch am selben Abend Note für Note aus dem Gedächtnis niederschreibt. Für diese ausserordentliche Leistung wird ihm von Papst Clemens XIV der höchste Rang des Ordens vom Goldenen Sporn verliehen.

Es sieht so aus als habe Wolfgang alle Leute von Bedeutung in Rom getroffen oder für sie musiziert. Sein Vater trifft Vorbereitungen für die weitere Reise mit Eifer, Verständnis und Sorgfalt, wenn auch (wie es erscheint) mit einem gewissen Mass von Verlangen nach Geld. Es gibt keinerlei Andeutung, dass er die musikalischen, geistigen oder physischen Fähigkeiten seines Sohns dabei überschätzt, überzieht oder gar erschöpft.

Leopold und Wolfgang verlassen Rom in Richtung Neapel am 8. Mai. Dort bleiben sie bis Ende Juni, wie gewöhnlich in einem Wirbel von Betriebsamkeit. Wenigstens bleibt ihnen die Zeit, Pozzuoli, Pompeii und andere interessante Stätten zu besuchen, geführt von einem höheren Regierungsbeamten.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Rom auf der Rückreise geht es weiter nach Bologna. Dort besteht Wolfgang eine schriftliche Prüfung zur Aufnahme als Mitglied der berühmten Accademia Filarmonica. Ende Juli wird ihm das Libretto für die Oper Mitridate, Rè di Ponto zugeschickt.

In der Zeit von Oktober bis Dezember, wieder in Mailand, arbeitet Wolfgang Amadeus mit den Solisten für seine neue Oper, adaptiert, wenn nötig, seine Musik an ihre Fähigkeiten und leitet die Proben der Oper (KV 87) bis zu ihrer Erstaufführung am 26. Dezember am Teatro Regio Ducal.

 

1771

Die nächste grössere Stadt auf der Reise der Mozarts durch Italien ist Venedig und dort erhält Wolfgang aus Mailand den nächsten Opernauftrag.

Rückkehr nach Salzburg Ende März, nach mehr als einem Jahr auf der Reise. Jetzt bestellt Kaserin Maria Theresia bei Wolfgang auch eine Oper, zur bevorstehenden Hochzeit ihres Sohns Ferdinand. Um sich darauf vorzubereiten, fahren Leopold und Sohn im August wieder nach Mailand. Das Libretto erhält Wolfgang erst gegen Ende des Monats, aber er kann trotzdem die Oper Ascanio in Alba (KV 111) rechtzeitig zur Hochzeit am 15. Oktober fertig komponieren.

Zu Weihnachtszeit sind sie wieder in Salzburg.
 

1772

Wolfgang ist jetzt 16 Jahre alt, kein Wunderkind mehr, aber ein etablierter und viel bewunderter Komponist und Interpret. Der neue Fürst-Erzbischof von Salzburg ist Joseph Franz Graf Colloredo, der als Nachfolger des verstorbenen Erzbischof Graf Schrattenbach gewählt wurde. Er gibt Wolfgang als Drittem Konzertmeister ein Gehalt von 150 Gulden pro Jahr.

Im Oktober brechen Leopold und Wolfgang zu ihrer dritten Italienreise auf, um dem Auftrag einer neuen Oper für das Theater in Mailand nachzukommen. Lucio Silla (KV 135) wird kurz nach Weihnachten fertig, nach vielen Verzögerungen und einer Menge Aufregung, meistens weil die Hauptdarsteller oft einfach nicht erscheinen oder indisponiert sind.

 

1773

Rückkunft nach SalzburgAnfang März.

Im Juli sind sie schon wieder in der Kutsche, diesmal auf der Reise nach Wien, wo, wie sie hoffen, Wolfgang eine Anstellung am kaiserlichen Hof finden könnte.

Ein neues Instrument wird Wolfgang vorgestellt, eine Glasharmonika, erfunden von dem Amerikaner Benjamin Franklin. Sie basiert auf dem Prinzip, dass ein dünnes Trinkglas ins Vibrieren kommt und einen Ton erzeugt, sobald ein nasser Finger dem Rand des Glases entlang fährt. Franklin setzte eine Zahl von Gläsern verschiedener Grössen auf eine horizontale Achse und baute einen Mechanismus, der es erlaubt, alle Gläser gleichzeitig in Rotation zu bringen, alle in Reichweite des Instrumentalisten. Der »magnetisierende« Arzt Franz Anton Mesmer zeigt Wolfgang, wie man das Instrument spielt. WA ist von dem eigenartigen Klang eingenommen und wird später, kurz vor seinem Tod 1791, ein Adagio für Glasharmonika schreiben (KV 356).

WAM komponiert sein erstes Klavierkonzert (KV 175), die Konzerte früheren Datums sind hauptsächlich Transkriptionen oder Arrangements der Werke anderer Komponisten.

 

1774

Ein relativ ruhiges Jahr für Wolfgang Amadeus. Seine neueste Oper La finta giardiniera (Die verstellte Gärtnerin, oder, Die Gärtnerin aus Liebe) ist in Probe.  

1775

Premiere der Oper La finta giardiniera (KV 196) im Salvator-Theater München, in Anwesenheit des bayerischen Kurfürsten Maximilian III. und ausgewählten Zuhörern. Wolfgang erhält begeisterten Applaus, Gratulationen und Ehrungen, aber die Oper kommt schliesslich nur dreimal zur Aufführung.

Er hat schon seine nächste Oper fertig, Il Rè pastore (Der König als Hirte, KV 208), und die wird zum ersten Mal am 23. April in Salzburg aufgeführt.

Weitere bemerkenswerte Kompositionen aus dieser Zeit sind WAMs erstes Violinkonzert (KV 207) und die Serenade KV 104, eine Finalmusik, die zur Graduationsfeier der Studenten an der Universität Salzburg geschrieben wurde.
 

1776

Früh im Jahr komponiert Wolfgang das Concerto für drei Klaviere, KV 242, das der Frau eines Graf Lodron gewidmet ist und seither auch Lodron-Konzert heisst, dann kurz danach das Klavierkonzert KV 246, genannt das Lützow-Konzert nach der Gräfin dieses Namens. Die Messe zum Ostersonntag im Dom zu Salzburg wird mit Mozarts Spatzenmesse (KV 220) zelebriert.

Eine Liste der musikalischen Schöpfungen Mozarts in diesem Jahr ist lang und beeindruckend. Später berühmte Werke werden komponiert und aufgeführt, so wie die Haffner-Serenade (KV 250) und das Offertorium Misericordias Domini, KV 222 (ein Psalm, der in der Messe zwischen Credo und Sanctus gesungen wird).

 

1777

Vater und Sohn Mozart verstehen sich immer weniger mit Erzbischof Colloredo, ihrem Arbeitgeber. Wolfgang ist jetzt 21 Jahre alt, eine internationale Berühmtheit, hat bis dato mehr als 200 unvergängliche Kunstwerke geschaffen, hat selbst bei berühmten Musikern Anerkennung gefunden, ist weitgereist, spricht mindestens drei Sprachen fliessend und hat gute Latein-Kenntnisse. Aber Colloredo schätzt seine Musik nicht besonders und bevorzugt den italienischen Stil.

Wolfgang und seine Mutter Anna Maria machen sich am 23. September auf die Reise nach Paris. Vater Leopold hat die erzbischöfliche Genehmigung nicht erhalten, seine Stelle im Orchester zeitweise zu quittieren, um mit ihnen zu fahren. Der Zweck dieser Reise ist, wie zuvor, die Suche nach einer ständigen Anstellung mit einem regelmässigen und angemessenen Salär. Dieser Wunsch wird sich nicht erfüllen: eine Stelle, die Wolfgangs Status entspräche, gibt es für ihn weder in München, noch in Augsburg oder Mannheim. Das Reisen ist teuer und so muss er privaten Musikunterricht geben, für Flöte, Kontrabass, Bratsche, Geige oder Klavier, da ihnen in Mannheim z.B. sogar Geld für die Unterkunft fehlt.

Wolfgang sieht sich nach jemandem um, der einige seiner Werke für ein Präsentations-Portfolio kopieren könnte, und so wird er bekannt mit Fridolin Weber, einem Musiker am Mannheimer Hoftheater, und er verliebt sich sofort in dessen Tochter Aloysia. Sie ist sechzehn Jahre alt und ihre schöne Stimme sollte, wie er glaubt, in Italien ausgebildet werden. Und er, Wolfgang, bietet seine Dienste an, die Webers dorthin zu begleiten, wie er seinem Vater schreibt. Der ist erzürnt und lehnt diesen Vorschlag brüsk ab. Er ermahnt seinen Sohn, dass er an seine eigene Karriere denken müsse, dass nur Paris seine Karriere wirklich fördern könne, und er legt eine Liste von Personen bei, die er dort aufsuchen solle. Er ist ausserdem besorgt, dass Frau und Sohn in die Wirren des sogenannten Bayerischen Erbfolgekriegs geraten könnten, in dem u.a. Österreich gegen Russland kämpft.
 

1778

Wolfgang Amadeus hat im Mannheimer Konzertmeister Christian Cannabich einen Freund gefunden, und der veranstaltet mit den Musikern des berühmten Orchesters mehrere Konzerte fast ausschliesslich mit Musik von Mozart.

Wolfgang und Mutter reisen am 14. März ab nach Paris und kommen dort am 23. März an. Es gibt sofort viel für ihn zu tun, aber kaum etwas, das das benötigte Geld einbringt. Die Organistenstelle in Versailles wird ihm angeboten, aber er lehnt sie wegen des geringen Gehalts ab. Er macht sich auch wieder ans Komponieren, nach der durch den Liebeskummer in Mannheim erzwungenen Pause, und schreibt wundervolle Werke wie die Sinfonia concertante (KV 297), die Pariser Symphonie.

Seine Mutter erkrankt ernstlich, leidet an hohem Fieber, verliert das Gehör und wird schliesslich bewusstlos. Sie stirbt am 5. Juli.

Wolfgang verlässt Paris am 26. September, nachdem er aus einem Brief seines Vaters erfahren hat, dass Erzbischof Colloredo schliesslich zugestimmt habe, ihn wieder als Dritten Konzertmeister mit einem Gehalt von 500 Gulden pro Jahr einzustellen. Zu etwa der gleichen Zeit verdient Aloysia Weber 600 Gulden pro Jahr in ihrer ersten Stelle als Sopranistin in München. WA wohnt auf der Rückreise von Paris bei der Familie Weber, aber Aloysia weist ihn ab. Seine Schwester beschreibt ihn als einen Mann kleiner Statur mit einem grossen Kopf und schönen ausdrucksvollen Augen.

Wolfgang verschiebt die Rückkehr nach Salzburg und schreibt dem Vater von seiner Abneigung gegen die Salzburger und ihre Lebensart. Er bittet seine Cousine Maria Anna Thekla Mozart (»das Bäsle«) mit ihm nach Salzburg zu fahren, um den Vater zu besänftigen und um ihm zu helfen, sich wieder an den Ort zu gewöhnen.
 

1779

Spät im Monat Januar ist Wolfgang wieder in Salzburg. Er wird zum Organist am Salzburger Dom ernannt.

Im März wird seine Krönungsmesse (KV 317) fertig.

Fridolin Weber, der Vater von Aloysia, stirbt in Wien nach einem Schlaganfall.
 

1780

WA erhält vom Erzbischof ab November sechs Wochen Urlaub, um nach München zu fahren und dort seine Oper Idomeneo, Rè di Creta (Idomeneo, König von Creta, KV 366) in direktem Kontakt mit dem Ensemble zur Aufführung zu bringen.  

1781

Wolfgang überschreitet den ihm zugestandenen Urlaub ohne Genehmigung über die Erstaufführung des Idomeneo im Januar hinaus aber wird nach Wien befohlen, wo der Erzbischof mit seinen Musikern vor dem Kaiser glänzen will. Mozart ist ärgerlich darüber, wie ein Bedienter behandelt zu werden, und gibt seinem Ärger in Briefen an seinen Vater handfesten Ausdruck. Er ist besonders ungehalten, weil es ihm untersagt ist, auf eigene Faust Konzerte zu veranstalten, und ihm damit eine wichtige Quelle zusätzlichen Einkommens verschlossen bleibt. Er berichtet, dass ihm ein Graf Arco, ein Subalterner in der Verwaltung des Erzbischofs, in den Hintern getreten habe, als sein Gesuch auf einen längeren Studienaufenthalt abgelehnt wurde und er unterwürfigst bat, aus der Beschäftigung beim Erzbischof entlassen zu werden.

Wolfgang gibt in Wien ein paar Konzerte, darunter mindestens eins vor Kaiser Joseph II. Im Mai zieht er in ein Zimmer im Haus von Cäcilia Weber, der verwitweten Mutter Aloysias, und da bleibt er, obwohl der Erzbischof ihn nach Salzburg zurückbeordert hat und gegen den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters. Damit findet seine Anstellung in Salzburg ihr Ende. Er hofft, vom kaiserlichen Hof einen Autrag zu einer Oper zu bekommen, und spät im Juli erhält er ein Libretto dafür, »über ein türkisches Sujet«.

Mozarts sechs Sonaten für Klavier und Violine (KV 296 und 376 bis 380) werden in Wien veröffentlicht. Im Dezember haben Mucio Clementi und Wolfgang Amadeus Mozart vor Kaiser Joseph II einen freundlichen Klavier-Wettstreit, von dem der Kaiser noch Jahre später mit Freude spricht.

Constanze Weber, 1763 als dritte Tochter von Cäcilie und Fridolin Weber geboren, und Wolfgang Amadeus Mozart verlieben sich.

 

1782

Die Entführung aus dem Serail (KV 384) wird zum ersten Mal am 16. Juli im Wiener Burgtheater gespielt und ist ein grosser Erfolg. Der Komponist Christoph Willibald Gluck schickt Mozart Gratulationsgrüsse. Das Buch der Oper hat einige Parallelen zu Wolfgangs Werben um Constanze und auch zu Constanzes Flucht aus der strengen Herrschaft ihrer Mutter.

Wolfgang Amadeus trifft den gerade zum Hofdichter ernannten Schriftsteller Lorenzo da Ponte.

Constanze Weber und Wolfgang Amadeus Mozart heiraten am 3. August im Stephansdom in Wien.
 

1783

Das neuvermählte Paar zieht in kurzer Zeit verschiedene Male um; sie leben weit über ihre Verhältnisse und sind schnell bei einigen ihrer grosszügigen Geldgeber verschuldet. Wolfgang ist stark beschäftigt mit Konzerten und Improvisationsvorführungen in sogenannten Akademien, die von ihm selbst oder von anderen Musikern veranstaltet werden. Die neueste seiner Opern, Die Entführung aus dem Serail, wird in mehreren Städten Deutschlands aufgeführt und immer mit begeistertem Beifall belohnt.

Am 17. Juni bekommen Constanze und Wolfgang ihr erstes Kind, Raimund Leopold Mozart. Constanze behauptet, dass Wolfgang während der Entbindung das Streichquartett KV 421 komponiert habe. Seine Oper Lo sposo deluso (Der getäuschte Bräutigam), KV 430, wird in diesem Sommer komponiert aber bleibt unvollendet.

Die Mozarts verreisen, um Verwandte zu besuchen und lassen ihr einen Monat altes Söhnchen in der Obhut einer Amme. Das Kind stirbt im August an einem Darmleiden, aber die Eltern erfahren von seinem Tod erst nach ihrer Rückkunft nach Wienim November.

Wolfgang dirigiert seine c-moll Messe (KV 427) bei ihrer Erstaufführung in Salzburg; Constanze singt eine der beiden Sopranpartien.

 

1784

In den ersten drei Monaten dieses Jahres gibt Mozart mindestens zwölf Konzerte meistens seiner eigenen Werke, davon einige in einer Serie, auf die man sich abonnieren kann. 174 solcher Abonnements werden verkauft, wie er stolz seinem Vater berichtet. Er schreibt das Bläserquintett KV 452, das er selbst für seine beste Komposition hält.

Der zweite Sohn von Constanze und Wolfgang, Carl Thomas, wird am 21. September geboren.

Die Entführung aus dem Serail steht auf dem Spielplan einer grossen Zahl europäischer Städte und wird im November endlich auch in Salzburg aufgeführt. Selbst Graf Colloredo erteilt der Oper ein schwaches Lob. Wolfgang tritt der Wiener Loge der Freimaurer bei, das ist ein esoterischer Bund, der sich hohen Idealen verschreibt und häufig von der Regierung mit Argwohn betrachtet wird.
 

1785

Die Zahl der schon früh im Jahr fertiggestellten Werke ist sehr gross: vor Ende Februar schreibt Mozart die Joseph Haydn gewidmeten Streichquartette KV 464 und 465 und das Klavierkonzert KV 466. Im März wird schon das nächste fertig (KV 467), dann die Kantate Davidde penitente (Der zerknirschte König David), KV 469, in die er Teile der noch unvollendeten c-moll Messe einfügt; das Libretto ist von Lorenzo da Ponte. Im April wird die Kantate Die Maurerfreude (KV 471) im Tempel der Freimaurer aufgeführt, und in diesem aufreibenden Tempo geht es weiter bis zum Ende des Jahres.  

1786

 Eines der für Mozart wichtigsten Ereignisse dieses Jahres ist die Uraufführung (in Wien) seiner neuesten Oper Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro), KV 492, auf ein Libretto von da Ponte; WA dirigiert selbst.

Im Oktober kommt Constanzes und Wolfgangs drittes Kind zur Welt, Johann Thomas Leopold, das aber schon nach einem Monat an »stickfrais« stirbt, möglicherweise einer infektiösen Lungenerkrankung mit Atemnot.

 

1787

Im Januar folgen Wolfgang und Constanze einer Einladung von Musikliebhabern und reisen nach Prag; dort war der Figaro ein besonders grosser Erfolg. Mozarts Kalender lässt ihm keine Minute frei, aber er ist mit den Einkünften von Konzerten und Auftritten sehr zufrieden. Sie fahren im Februar aus Prag wieder ab mit dem Auftrag, für den Spielplan im Herbst eine neue Oper zu schreiben.

Unglücklicherweise passen die Mozarts nicht so gut auf ihr Geld auf, wie es Vater Leopold gehofft hätte. Wolfgang und Constanze nehmen die Dinge recht leicht, sind sogar leichtsinnig im Umgang mit dem vielen Geld, das Wolfgang verdient, aber ihre Ausgaben nicht deckt. Constanze fährt mit, wie es scheint, geringfügigen Beschwerden öfter in den kommenden Jahren zur Kur nach Baden bei Wien, in einen sehr teuren Kurort, der gerne von reichen Leuten und vom Adel besucht wird. Wolfgang wendet sich immer häufiger an seinen Logenbruder Johann Michael Puchberg mit Bettelbriefen, die wir erniedrigend finden.

Im April kommt der junge Ludwig van Beethoven (er ist erst 16 Jahre alt) zu Mozart, um bei ihm zu lernen, aber er muss schon nach zwei Wochen wieder nach Bonn zurück, weil es seiner Mutter nicht gut geht. Er kommt 1792 wieder, nach Mozarts Tod, um »Mozarts Geist aus den Händen Haydns« zu empfangen.

Leopold Mozart, Wolfgangs Vater, stirbt am 28. Mai im Alter von 68 Jahren nach einer längeren Erkrankung, die uns nicht bekannt ist. Wolfgang und Nannerl versteigern seine recht grosse Sammlung von Musicalia.

Wolfgang schreibt Eine kleine Nachtmusik, eines seiner bestbekannten und beliebtesten Werke (KV 525).

Im Oktober fahren Wolfgang und Constanze wieder nach Prag, um bei den Proben seiner Oper Don Giovanni (KV 527) anwesend zu sein. Die neue Oper soll zur Hochzeit einer Nichte von Joseph II. aufgeführt werden. Mozart hat erst im März angefangen sie zu schreiben, wieder nach einem Libretto von da Ponte. Die Premiere findet am 29. Oktober statt.

Im Dezember erfüllt sich endlich seine und seines Vaters Hoffnung, als er zum kaiserlichen Hofkomponisten ernannt wird. Die Stelle ist gut bezahlt; Wolfgang ist jetzt 31 Jahre alt.
 

1788

Antonio Salieri wird Hofkapellmeister in Wien. Er ist sechs Jahre älter als Wolfgang Amadeus und hat sich als Komponist von Opern im italienischen Stil einen guten Ruf erworben. Zu seinen Schülern zählen (z.T. später) Ludwig van Beethoven, Franz Schubert und Franz Liszt. Er könnte als Rivale Mozarts gelten, aber es gibt keinen Hinweis dafür, dass ihre beruflichen Interessen jemals zu einem Konflikt zwischen ihnen entartet wären. Mozart und Salieri gehen in Wirklichkeit freundlich miteinander um.

Beruflich hat Wolfgang Amadeus Mozart allen Erfolg, den er sich wünschen kann. Er schafft in kurzer Folge ein Meisterwerk nach dem anderen wie z.B. die drei grossen Symphonien KV 543, 550 und 551, die Jupiter-Symphonie. Seine Opern werden in den grossen Theatern Europas aufgeführt, aber trotzdem wird seine finanzielle Situation immer schlechter, da er auch noch mit alten Schulden schwer belastet ist.

Das vierte Kind der Mozarts, Theresia Constanzia, stirbt noch in seinem ersten Lebensjahr mit Darmkrämpfen.
 

1789

Wolfgang ist wieder auf Reisen, diesmal nach Berlin, der Hauptstadt Preussens. Fürst Carl Lichnowsky, später ein Gönner von Ludwig van Beethoven, begleitet ihn. Der Zeitplan der Fahrt ist voller Einladungen, Treffen und Konzerte, aber anscheinend verfügt Wolfgang über beträchtliche Reserven an Energie. Bei einem kürzeren Aufenthalt in Dresden zum Beispiel spielt er die Bratsche in seinem Divertimento KV 563, dann am übernächsten Tag das Krönungskonzert (KV 537).

Ende Mai kommt man in Berlin an. Wolfgang spielt vor Königin Friederike, der Frau des Preussenkönigs Friedrich Wilhelm II., der ihn später beauftragt, sechs Streichquartette und sechs Klaviersonaten zu komponieren.

Mozarts Figaro ist in Wien wieder auf dem Spielplan, der Don Giovanni wird in Mannheim, Bonn, Warschau und Hamburg gegeben.

Der Mozarts fünftes Kind Anna Maria stirbt bei seiner Geburt im November.

Die ersten Proben von Cosi fan tutte (So machen es alle, oder, Weibertreue), KV 588, der neuesten Oper Mozarts, finden schon im Dezember statt, nur drei Monate nachdem er angefangen hat sie zu schreiben.

Man sollte eigentlich eine Biographie Mozarts vor dem Hintergrund aller der Kriege und Konflikte in Europa lesen, in die Österreich zu dieser Zeit verwickelt war, und sich daran erinnern, dass dieses auch das erste Jahr der blutigen französischen Revolution war.

 

1790

Cosi fan tutte hat seine Premiere im Wiener Burgtheater. Das Libretto stammt wieder von Lorenzo da Ponte. Bei allen ihren Erfolgen sind die Mozarts in Geldnot. Wolfgang bittet Johann Puchberg, einen seiner Mäzene, wiederholt um beschämend geringe Beträge.

Im Oktober fährt Wolfgang Amadeus nach Frankfurt/Main, wo Leopold II., Bruder des verstorbenen Joseph II., zum Deutschen Kaiser gekrönt werden soll. Er benutzt die Reise um zwei »Akademien« zu bieten, aber ihre Einnahmen sind gering.

 

1791

Im März oder April beginnt Mozart mit der Komposition der Oper Die Zauberflöte nach einem Libretto von Emanuel Schikaneder, dem Direktor eines der Wiener Theater. Die wichtigsten Partien der Oper sind im Juni fertig. Gleich darauf, im Juli, erhält Wolfgang zwei bedeutende Aufträge, den ersten, ein Requiem für die verstorbene Gemahlin eines Graf Stuppach zu schreiben, den zweiten für eine Oper, La clemenza di Tito (Die Milde des Titus), die in Prag bei der Krönung Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen später im Jahr aufgeführt werden soll.

Constanze und Wolfgangs sechstes Kind wird am 26. Juli geboren und Franz Xaver Wolfgang genannt. Nur dieser Sohn und sein Bruder Carl Thomas (geb. 1784) werden bis ins Erwachsenenalter leben.

Im August fahren Constanze und Wolfgang mit einem seiner Schüler nach Prag zur Krönung. Es soll Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Reise werden. Sehr konservativ gerechnet hat er in seinem kurzen Leben mindestens 15 000 km auf Reisen zurückgelegt.

Bei den Festlichkeiten im September wird Mozarts Krönungsmesse (KV 317) gespielt wie auch seine neue Oper La clemenza di Tito (KV 621), die er selbst dirigiert.

Die Zauberflöte hat ihre Erstaufführung am 30. September im Freihaustheater zu Wien, wieder mit Wolfgang auf dem Podium des Dirigenten. Er schreibt Constanze, dass er sehr glücklich sei darüber, wie das Publikum die Oper aufgenommen hat.

Die sogenannte Freimaurer-Kantate, KV 623, Mozarts letztes vollendetes Werk, wird zur Einweihung des neuen Tempels der Wiener Loge gespielt.

Im letzten Drittel des November wird Wolfgang Amadeus krank. Er klagt über andauerndes Kopfweh, über Muskel- und Gelenkschmerzen, dann ist es ihm ständig übel, er leidet an Durchfall und muss sich von Zeit zu Zeit erbrechen. Seine Hände und Füsse sind geschwollen, etwas später wird sein ganzer Körper unförmig. Er wird von Krämpfen gepeinigt, verliert schliesslich das Bewusstsein und stirbt in der Nacht des 5. Dezember im Alter von 35 Jahren.

Wolfgang Amadeus Mozart erhält ein Begräbnis dritter Klasse (aber kein Armenbegräbnis) und wird im Wiener St. Marx Friedhof beigesetzt. Sein Körper wird später exhumiert, aber eine Obduktion wird nicht durchgeführt. Seine sterblichen Überreste werden allerdings nicht klar gekennzeichnet und gelten heute als verloren.

 
     
  Etwa dreissig Jahre nach Mozarts Tod berichtet die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung, dass er sich noch vom Todesbett aus um die Proben seines Requiems (KV 626, unvollendet) gekümmert habe.

Die Symptome der Erkrankung, die zu Mozarts Tod führte, erlauben keine klare Diagnose. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die verschiedenen Krankheiten, die er während seines Lebens durchmachte, die Funktionen seiner Organe schwer beeinträchtigt liessen, vor allem die Nieren. Alle Aussagen darüber hinaus sollte man als Mutmassungen ansehen; die Theorie, dass er vergiftet worden sei, sollte man als unbegründet abtun.

Maria Anna Mozart, Wolfgangs Schwester Nannerl, wird bis zu des Vater Tod von ihm dominiert; ihr werden nicht die gleichen Chancen wie ihrem Bruder geboten, obwohl sie augenscheinlich sehr talentiert ist. Sie arbeitet als ihres Vaters Haushälterin und verdient sich etwas Geld mit Klavierunterricht. 1784, im Alter von schon 33 Jahren, heiratet sie einen zwanzig Jahre älteren zweifachen Witwer und gebiert ihm drei Kinder in unglücklicher Ehe. Leider ist das Verhältnis zu Wolfgang seit seiner Heirat mit Constanze gespannt. Ihr Ehemann stirbt 1801; Nannerl lebt bis zum Ende ihrer Tage in Salzburg, recht und schlecht als Klavierlehrerin und zuletzt erblindet. Sie stirbt 1829 im Alter von 78 Jahren.

Wolfgangs Witwe Constanze veranstaltet einige Konzerte zu seinem Andenken und eben auch, um ihre finanzielle Lage zu bessern. Diese Einkünfte bringen sie über die schwere Zeit gleich nach ihres Mannes Tod. Ein Jahr später wird ihr vom Kaiserlichen Hof eine kleine Witwenrente zugestanden. Ab 1792 verdient sie sich ein gutes Auskommen als Sängerin in Aufführungen der Oper La clemenza di Tito. 1809 heiratet sie einen dänischen Diplomaten und zieht mit ihm nach Kopenhagen. Sie stirbt 1842.

Die Söhne: Carl Thomas Mozart (geb. 1784) studiert Musik und arbeitet später als Buchhalter. Er stirb 1858 in Mailand, unverheiratet und kinderlos. Franz Xaver Mozart (geb. 1791), Musiker, verstirbt 1844 in Carlsbad, ebenfalls unverheiratet und ohne Kinder zu hinterlassen.
 
     

Empfohlene Literatur

V. Braunbehrens, Mozart in Wien. Piper Verlag, München: 1988

H. Kröplin, Mozart-Chronik. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden: 1990

H. C. Robbins Landon, 1791. Mozart’s Last Year. Thames and Hudson, New York: 1988

Konzertführer Wolfgang Amadeus Mozart. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden: 1991

Mozart. Bilder und Klänge. Salzburger Landesausstellungen, Salzburg: 1991